Vorsintflutliches Informationssystem – Mailschwemme eines Berufsverbandes

Wie alle Berufsgruppen haben auch wir Bibliothekare einen Berufsverband, in dem ich seit dem Studium Mitglied bin. Ich freue mich darüber, die Fachzeitschrift BIB regelmäßig zu erhalten und so fachlich up to date zu bleiben und über neueste Trends der Bibliotheksarbeit informiert zu sein. In unserem Bundesland gibt es eine Landesgruppe dieses Berufsverbandes. Dieses Gremium erinnert mich jedoch mehr an ein Reisebüro für Bibliothekare im Ruhestand als an einen Berufsverband im eigentlichen Sinne. 🙂 Von Zeit zu Zeit werden Exkursionen und Tagesreisen angeboten, bei denen natürlich neben der Geselligkeit auch Bibliotheksbesichtigungen auf dem Programm stehen. Fachliche Fortbildungen des Berufsverbandes gibt es kaum, und wenn, dann werden sie meist in Kooperation mit der Landesfachstelle und dem Bibliotheksverband angeboten, so dass man für eine Fortbildung meist drei identische Einladungen per Mail erhält. 🙂 Was freilich nicht auszuschließen geht.

Wenn der Berufsverband zu einer Exkursion einlädt, dann sieht es meist so aus: Zunächst kommt eine Mail mit einer netten Einladung. Das ist ja auch sinnvoll und okay. Aber dann … dann kommt eine Flut von Mails hinterher: „Liebe I., herzlichen Dank für die Einladung, ich nehme gern teil!“ oder „Liebe I., leider bin ich dann im Urlaub und kann nicht teilnehmen.“ Es kommen oft so viele Mails hinterher, dass ich meinem Mailserver beibrachte, die Berufsverbands-Mails auszuspammen, denn der Posteingang zeigt Spam-Mails nicht extra an. 🙂 Und irgendwann reichte es mir und ich schickte eine genervte Mail an den Vorstand. 😦

Bibliothekare müssten doch eigentlich in Sachen Informationsmanagement mit allerbestem Beispiel vorangehen, oder? Warum kriegen die Vorstandsmitglieder, samttlich in wissenschaftlichen Bibliotheken beschäftigt, es nicht auf die Reihe, ein vernünftiges Anmeldungssystem zu installieren? Das ist überhaupt nicht zeitaufwändig und geht mit Google spreadsheets perfekt. Die Kollegen von der Landesfachstelle nutzen das schon seit Jahren. Tabelle anlegen, als Link rumschicken, Teilnehmer können sich selbständig eintragen, fertig. Alle wissen Bescheid, welche Kolleginnen teilnehmen, inklusive Organisatoren, und das mit nur einer einzigen Mail. 🙂 Dafür an dieser Stelle ein dickes Lob!!!

Vielleicht sind die Kolleginnen aus den wissenschaftlichen Bibliotheken ja lernfähig? Zumindest haben sie diesmal schon die drohende Mailschwemme erkannt. Nach der Einladung und vier darauf folgenden Bestätigungsmails mit manchmal privatem Inhalt, die alle Mitglieder mitlesen konnten, kam nun eine Mail mit folgendem Inhalt: „Liebe Kolleginnen, bitte nutzen sie die reguläre Mailadresse für die Rückantwort, denn die direkte Antwort auf den Newsletter können alle Kolleginnen mitlesen. Manche fühlen sich von der Mailschwemme belästigt …“ (Ja, logisch, möchten Sie vielleicht private Mitteilungen, die garnicht für Sie bestimmt sind, mit der Anmeldebestätigung zusammen lesen?!) Mal schauen, vielleicht lernen sie es ja doch noch, ein anderes Info-System zu intallieren! Falls sie dazu nicht in der Lage sein sollten (dann hätten sie aber den Beruf verfehlt), könnten die anderen Kolleginnen auch lernen, nicht einfach reflexartig auf „Antworten“ zu drücken.