Rundfunkbeitrag – komplizierter geht’s nicht!

Ja, auch ich gehöre zu den braven Beitragszahlern – sowohl privat als auch dienstlich. Privat ist das alles kein Problem. Und ich zahle gern, denn ich schaue und höre ja überwiegend die öffentlich-rechtlichen Programme. Der Beitrag wird per Lastschrift eingezogen. Alles gut.

Dienstlich ist es etwas anders. Denn im Dienst schaue ich weder Fernsehen noch höre ich Radio. Ich zahle den Beitrag für meine Einrichtung, weil wir dort per PC ja rein theoretisch die Möglichkeit hätten, die öffentlich-rechtlichen Programme zu nutzen. Aber nur rein theoretisch. Rein praktisch bin ich nämlich am Arbeiten, und das im Dauerlauf. Im Dauerlauf und zwischendurch schreibe ich auch die Zahlungsanordnungen für die Kämmerei der Stadt. Das ist so ähnlich wie ein Überweisungsformular einer Bank. „Die Kasse wird angewiesen … an … zu zahlen. An jeder dieser Anordnungen muss eine Rechnung hängen. Für den Rundfunkbeitrag gab es bisher so eine Art Kontoauszug per Post, den ich an diese Zahlungsanordnungen tuckerte.

Aber jetzt ist alles anders. Irgendwann, mit dem ersten Beitrags-Kontoauszug dieses Jahres, erhielt ich ein Schreiben, was besagte, dass Kontoauszüge fortan nicht mehr per Post verschickt werden. Man müsse sich jetzt in ein Internet-Portal einloggen und könne sich dort seine Rechnungen abholen. Für die Kunden mit Lastschriftverfahren bleibe selbstverständlich alles beim Alten – und man könne selbstverständlich den Beitrag ab jetzt bequem abbuchen lassen. Ja, schön, darf ich aber nicht. Da streikt die Stadtkasse.

Ich ärgerte mich. Nicht genug, dass ich dienstlich Rundfunkbeitrag für nichts zahle – nun soll ich mir auch noch den Kontoauszug selbst ausdrucken? Nö. Ich ließ das Schreiben erstmal liegen und wartete ab. Irgendwann werden die schon merken, dass von mir nichts kommt. Bisher habe ich den Beitrag vierteljährlich bezahlt. Es passierte lange nichts. Erst vor etwa sechs Wochen kam eine Zahlungserinnerung. Die ließ ich auch erstmal stressbedingt liegen. Irgendwann versuchte ich mich in das Online-Portal einzuloggen. Aber so auf Anhieb ging das garnicht. „Sie erhalten innerhalb einer Woche Ihren Aktivierungscode per Post. Oder wollen Sie nicht doch den Beitrag bequem abbuchen lassen?“, so sinngemäß der Wortlaut. Ach, sie schicken es per Post? Sie wissen also noch, wie es geht, etwas per Post zu schicken? Irgendwann kam der Brief mit dem Aktivierungscode, der aus lächerlichen sechs Zahlen bestand. Den hätten sie auch mailen können. Gleichzeitig erhielt ich drei Seiten Nutzungsbedingungen für das Online-Portal mit 11 umfangreichen Paragraphen. Glauben die etwa im Ernst, ich setze mich hin und lese mir das durch? Für die vier Seiten bedruckten Papiers hätten sie mir schon ein Jahr lang die vierteljährlichen Kontoauszüge schicken können. Bei allem Dauerlauf im Dienst fiel das Pamphlet natürlich wieder auf den hintersten To-Do-Stapel. Irgendwann kam eine Erinnerungs-Mail. (Ah, mailen können sie auch?) „Ihr Aktivierungscode gilt nur 30 Tage und wird Ende August ungültig!“ Okay, also nahm ich das Schreiben, wie andere berufliche Dinge auch, mit nach Hause und machte mich ans Werk. Eingeloggt in das Portal, boten sich mir folgende Varianten: „Beitragskonto hinzufügen, Registrierung entfernen“ Hä, wie, ich wollte doch einfach nur meine Kontoauszüge abholen! Wieso sollte ich denn den mühsam eingerichteten Account schon wieder entfernen wollen? Und hinzufügen geht ja schon gleich garnicht, denn einmal sinnlos bezahlter Beitrag reicht ja wohl, oder? Wo komme ich denn nun an meine nicht bezahlten Rechnungen, um sie für die Stadtkasse auszudrucken? Ich loggte mich wieder aus, denn es hätte ja sein können, dass dies nur die Startseite nach dem Aktivieren ist. Also wieder Einloggen – das gleiche Bild. Ich klickte mich durch alle Möglichkeiten. Ich könnte ja zum Beispiel unkompliziert die Zahlungsmodalitäten ändern. Wie wäre es denn per Lastschrift? Oder halb- und ganzjährig? Die letzten beiden Varianten wären ja eine Alternative. Geht aber nur im Voraus – und da spielt wahrscheinlich die Stadtkasse wieder nicht mit. Ratlos saß ich vor dem Online-Portal, bis mir ein Button „Details“ auffiel. Und unter „Details“ fand ich dann endlich, endlich meine nicht bezahlten Rechnungen. Also ehrlich, geht’s noch komplizierter?

Wenn ich mir das richtig überlege, dann glaube ich, da steckt System hinter. Ein System, welches die Beitragszahler mit dem komplizierten Verfahren so verunsichern und abschrecken soll, dass sie automatisch lieber das Lastschriftverfahren wählen. Weil es einfach für die Verwaltung der Öffentlich Rechtlichen, also die GEZ-Nachfolgeeinrichtung, bequemer ist. Es wird also alles dafür getan, den Beitragszahler in das Lastschriftverfahren zu zwingen. Damit Sie auch zukünftig in der ersten Reihe sitzen, auch wenn Sie das überhaupt nicht brauchen. Schon GEZahlt? Nö, immer noch nicht. Vielleicht Montag.

Das sollte eigentlich das Ende sein von diesem Mecker-Blogbeitrag. Aber mir fiel gerade noch etwas skurriles ein, noch aus GEZ-Zeiten. Die Stadtkasse verlangte immer, dass die Rechnungsadresse für alle zu zahlenden Rechnungen die der Stadtverwaltung ist. Das brachte öfter mal Verwirrungen mit sich. Seit dem letzten Kämmerer ist das zum Glück nicht mehr zwingend notwendig. In dieser Zeit erhielt ich an die Hausadresse ein Schreiben. Sinngemäßer Inhalt: „Sie sind noch nicht als Runfunkbeitragszahler gemeldet. Bitte melden Sie sich an oder nennen Sie uns Ihre Beitragsnummer auf folgendem Formular …! Brav füllte ich das Formular aus mit meiner Beitragsnummer und schickte es zur GEZ. Ein Jahr später kam genau so ein Schreiben wieder. Nochmals füllte ich das Formular aus und schickte es brav an die GEZ. Als, wieder ein Jahr später, erneut so ein Schreiben kam, schmiss ich es wutentbrannt in den Papierkorb. Ja wie oft denn noch? Es kamen, glaube ich, zwei oder drei Erinnerungen, das Formular auszufüllen. Es kam ein Schreiben, in dem mit gerichtlichen Konsequenzen gedroht wurde. Die Sache sollte einem Anwalt übergeben werden. Ich zuckte mich nicht. Denn schließlich hatte ich ja ordnungsgemäß GEZahlt, und es war nicht einzusehen, dass ich das jedes Jahr erneut bestätigen soll, nur weil meine Rechnungsadresse nicht die Postadresse ist. Irgendwann müssen die dann doch mal die Konten abgeglichen haben. Es kam nie wieder etwas – auch nicht nach einem Jahr.